03/24 Alt und neu

EDITORIAL

«Kaskadennutzung ist ein Schimpfwort», sagt Holzbauingenieur Stefan Zöllig. Eine starke Aussage in einem Umfeld, in dem – je länger, je mehr – darum geweibelt wird, Holz zunächst zu verbauen, bevor es später recycelt und anderweitig eingesetzt wird, bis es am Ende in die thermische Verwertung geht. Die Forderung der Holzbaubranche zur Kaskadennutzung soll bekanntlich vor allem verhindern, dass Holz schon im ersten Verarbeitungsschritt verbrannt wird, und ist als Aufforderung zu mehr Nachhaltigkeit zu verstehen. Für einen kurzen Moment stand den rund 80 Teilnehmenden des Brünig Forums (siehe Seite 28) denn auch ein Fragezeichen im Gesicht, als Zöllig die Kaskadennutzung auf dem Podium als Unsinn bezeichnete. Doch schnell wurde deutlich: Der Holzbauingenieur und Start-up-Gründer will mehr. Er lehnt nur deshalb die Kaskadennutzung von Holz ab, weil der Baum aus seiner Sicht zu 100 Prozent genutzt werden und für immer verbaut bleiben soll. Eine durchaus radikale Forderung, für die der Visionär aber auch Ideen präsentierte. Er plädierte, auch aus Brennholz tragendes Material zu fertigen: «Die Holzindustrie muss sich warm anziehen, die Konkurrenz um den Rohstoff ist gross.» Holz müsse auf- und nicht abskaliert werden. «Wir sollten nicht die Kaskade finanzieren, sondern das Upcycling von Holz», forderte Zöllig. Ein weitblickender Ansatz – die Redaktion von «Wir Holzbauer» freut sich auf spannende neue Projekte!